top of page

Spanien auf der Internet-Überholspur

Aktualisiert: 11. März

AUS DER REIHE UNTERSCHIEDE ZWISCHEN SPANIEN UND DEUTSCHLAND


Neben den kulturellen und sprachlichen Unterschieden gibt es natürlich noch weitere Faktoren, die aber oft im Allgemeinwissen untergehen. Diese möchten wir mit unseren Beiträgen aufzeigen.


Der Beitrag wurde teilweise aktualisiert.

SPANIEN ist das Land mit einem der leistungsstärksten Glasfasernetze (FTTH = Fibre to the Home) in Europa.
96,8 % der Haushalte in Spanien haben Zugang zum Internet. In Deutschland sind es nur 92 %.

Im internationalen Vergleich der größten Volkswirtschaften liegt Spanien mit dem 15. Platz (minus 1) hinter Deutschland auf dem dritten Platz (plus 1). Jedoch liegt Spanien in einigen Bereichen, wie zum Beispiel bei der Internetverbindung, deutlich vor Deutschland.


Wie ist die Ausgangslage beim Zugang zum Internet?


Hinsichtlich der Haushalte mit festem und/oder mobilem Internetzugang weisen Spanien und Deutschland mit 96,8 % bzw. 92 % eine ähnliche Ausgangslage auf. Im Hinblick auf den Glasfaserausbau mit schnellen und ultraschnellen Breitbandanschlüssen hat sich Spanien jedoch weit vor Deutschland positioniert.


Welche Geräte führen beim Zugang zum Internet?


Im Jahr 2023 waren in Spanien Smartphones und Computer die am häufigsten verwendeten elektronischen Geräte für den Zugang ins Internet. Smartphones stachen hierbei mit einem Anteil von 92,7 % hervor (in Deutschland liegt der Anteil bei rund 84 %). 78,1 % (DE 60 %) nutzen den Computer (Desktop oder Laptop), 40,3 % ein Tablet (DE 48 %), 38,2 % das Fernsehen (DE 37 %) und 21,5 % ein Smart-Home-Gerät und 16,5 % gehen ins Internet über die Videospielkonsole.


Wer hat den höchsten Glasfaseranteil?


Spanien ist das Land mit einem der leistungsstärksten Glasfasernetze (FTTH = Fibre to the Home) in Europa und obwohl es nach den jüngsten von der Europäischen Union veröffentlichten Zahlen bei der Glasfaserversorgung nach Island und Weißrussland auf den 3. Platz zurückfällt, liegt Deutschland doch recht abgeschlagen auf Platz 35 (von 38 ohne UK) .

España es uno de los líderes de la clasificación europea de FTTH/B.
Grafik: IDATE DigiWorld for Council Europe – May 2021

Und obwohl DEUTSCHLAND neben Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich, eines der Länder mit der stärksten Beschleunigung beim Ausbau ist, bleibt es doch eines der Länder mit der geringsten FTTH- und FTTB-Verbreitung (rund 19 %, Stand 2023). Der Durchschnitt für die EU-27 plus das Vereinigte Königreich liegt bei 20,5 %.


Wie ist der Stand der Verfügbarkeit fürs Internet?


Der aktuelle Stand (2023) zeigt, dass Glasfaser inzwischen bei über 85 Prozent der Haushalte in Spanien verfügbar ist. Mehr als 70 Prozent der Haushalte nutzen das Angebot, das eine Geschwindigkeit von 300 - 600 Mbit/s ermöglicht. Laut dem Bericht des European FTTH Council soll Spanien im Jahr 2026 nahezu 100 Prozent Glasfaserabdeckung erreichen (18,1 Millionen Haushalte von insgesamt 18.754.800, Stand 2021).


Im Jahr 2023 äußerte die EU-Kommission Kritik an der unzureichenden Infrastruktur in Deutschland.

Im Vergleich dazu befindet sich Deutschland heutzutage noch immer im Glasfaser-Mittelalter. Das bedeutet, dass Glasfaser oft nur von der Vermittlungsstelle zum Kabelverzweiger am Straßenrand oder zum Gebäude reicht und zur Überbrückung des restlichen Weges bestehende Kupferleitungen verwendet werden. Die Verfügbarkeit erreicht hier nicht mal 20 % und nur ein Bruchteil der Haushalte nutzen das superschnelle Internet. Bis zum Jahr 2026 wird jedoch ein Anstieg auf 34 Millionen Haushalte (von insgesamt 41,51 Millionen, Stand 2021) erwartet.


Warum hat Spanien einen Vorteil beim Internet?


Die Tatsache, dass SPANIEN beim Ausbau des Glasfasernetzes einen Vorsprung gegenüber DEUTSCHLAND aufweist, kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, die sich positiv auf den Ausbau ausgewirkt haben.


  1. Mit einer Bevölkerung von 48 Millionen Einwohnern (Stand 2024) ist diese auf einer Gesamtfläche von 505.990 km² anders verteilt als in Deutschland, wo 83 Millionen Einwohner auf 357.386 km² leben. Die meisten Spanier sind in den großen Ballungsgebieten (wie z. B. Madrid, Barcelona) ansässig, was den Ausbau des Glasfasernetzes erleichtert.

  2. Die Tatsache, dass der eigene Festnetzanschluss für viele Spanierinnen und Spanier noch lange nach dem Ende der Franco-Diktatur (1977) keine Selbstverständlichkeit war, insbesondere in ländlichen Regionen, könnte ein weiterer Grund dafür sein. In den Neunzigerjahren wurde das Telefonieren noch von der Telefonzelle aus durchgeführt. Die Spanier hingegen zeigten sich sofort begeistert vom Mobiltelefon.

  3. Ein weiterer Aspekt ist, dass es zu keinem Zeitpunkt staatlich regulierte Vermietungen an Mitbewerber gab. Infolgedessen war der ehemalige spanische Staatskonzern und Monopolist Telefónica (im Gegensatz zur Telekom in Deutschland) nach der Liberalisierung im Jahr 1998 nicht gezwungen, umfangreiche Kupfer-Investitionen zu schützen und konnte schneller auf Glasfaser umsteigen.


Was macht die EU in Sachen Internet?


Die EU-Kommission verfolgt ehrgeizige Ziele: So soll ein eigenes Satellitennetzwerk die Unabhängigkeit und die Breitbandabdeckung verbessern. Um diese Ziele zu erreichen, wurden ehrgeizige Pläne entwickelt. Ein Beispiel ist die Einrichtung eines großen Satellitennetzwerks für die Internetnutzung in Europa. Das oberste Ziel ist es laut der Kommission, die noch bestehenden Breitbandlücken in Europa zu schließen. Ein weiteres Ziel besteht darin, die Unabhängigkeit von externen Netzwerken wie Starlink von Elon Musks (SpaceX) oder dem britisch-indischen OneWeb zu gewährleisten.


Die ersten Satelliten des Netzwerks sollen ab 2024 ins All geschossen werden, die Inbetriebnahme ist für 2028 geplant. Das Projekt ist ambitioniert und wird neben der EU auch von privaten Firmen wie dem Telekommunikationskonzern Orange oder dem Rüstungsunternehmen Thales unterstützt. Die Kosten werden auf rund 6 Millionen Euro geschätzt.



  • FTTH ist die Abkürzung für "Fibre to the Home" und bedeutet, dass Glasfaser direkt bis in das Bürogebäude liegt.

  • FTTB ist die Abkürzung für "Fibre to the Building" und bedeutet, dass die Glasfaserleitung bis in das Gebäude verlegt ist.


Wussten Sie, dass das Satellitenzentrum der Europäischen Union (SatCen) seinen Sitz in Torrejón de Ardoz, Spanien hat? Es unterstützt die Entscheidungsfindung und Politik der EU im Bereich der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik. Das Zentrum bietet Produkte und Dienstleistungen auf der Grundlage von Weltraumressourcen und Zusatzdaten, darunter Satellitenbilder und Luftbilder.


Seien Sie gespannt auf weitere Unterschiede zwischen SPANIEN und DEUTSCHLAND. Sollten Sie Anregungen zu interessanten Themen haben, so zögern Sie bitte nicht, uns eine E-Mail an info@awantgarde.com zu senden.


Für die Redaktion dieses Artikels wurden auch Quellen wie lamoncloa.gob.es, bmvi.d, hr-inforadio.de, publico.es und netcologne.de hinzugezogen.




Comments


bottom of page