7 Bräuche und Traditionen rund um Ostern in Spanien
- AWANTGARDE
- 5. Apr. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. März
Aus der Reihe UNTERSCHIEDE zwischen SPANIEN und DEUTSCHLAND
Neben den kulturellen und sprachlichen Unterschieden existieren selbstverständlich weitere Faktoren, die jedoch häufig in allgemeinen Kenntnissen untergehen. Wir möchten diese mit unseren Beiträgen gerne aufzeigen.
Der Originalbeitrag wurde teilweise aktualisiert.

In Spanien gibt es eine Reihe von Traditionen und Bräuchen zu Ostern, die denen in Deutschland ähneln, wie z. B. das Verzieren der Eier mit Eierfarbe, die Prozessionen, der Osterhase und die Schokoladeneier. Es gibt jedoch einige Bräuche, die als kurios und speziell bezeichnet werden können. Da in Spanien ohnehin alles ein wenig farbenfroher und intensiver ist, werden die Feierlichkeiten zu Ostern auch besonders emotionsgeladen zelebriert.
Was auffällt, in ganz Spanien nimmt die Bevölkerung aktiv an den Veranstaltungen teil. Tagsüber und nachts verwandeln sich die Straßen in Orte, an denen die Musik der Trommeln, die farbenfrohe Blumenpracht und die Kunst der religiösen Figuren zu einem bewegenden Gesamtbild verschmelzen.
Die Semana Santa beginnt am Palm-Sonntag und endet am Oster-Montag.
Wobei nicht in allen Teilen Spaniens der Ostermontag ein offizieller Feiertag ist und in einigen Regionen wie Katalonien und Valencia wurde wiederum der Feiertag von Gründonnerstag auf den Ostermontag verlegt.
Nachstehend präsentieren wir eine Auswahl der Bräuche und Traditionen rund um Ostern.
Die Prozessionen in der Karwoche

Die Prozessionen und religiösen Tänze zu Ostern finden in ganz Spanien statt, wobei sie in Andalusien besonders ausdrucksstark und populär sind. Eine der prominentesten Prozessionen ist die der Bruderschaft El Gran Poder, die in den frühen Morgenstunden des Karfreitags in Sevilla, der Hauptstadt von Andalusien, stattfindet und den ältesten paso (Podest) der Stadt repräsentiert.

Die sogenannten pasos sind Podeste, auf denen sakrale Bilder und Figuren aufgestellt werden. Die Namen der pasos variieren je nach der dargestellten Figur:
Paso de palio: Wenn die Jungfrau getragen wird.
Paso del misterio: Wenn Jesus vor der Kreuzigung gezeigt wird.
Paso de Nazareno: Wenn Jesus das Kreuz tragend dargestellt wird.
Paso de Cristo: Wenn es Christus darstellt.
Die Trommeln von Calanda

Während der Osterwoche wird in neun Ortschaften von Teruel im Rhythmus der Trommeln gefeiert. Die Trommeln von Calanda genießen landesweite Bekanntheit und beginnen am Gründonnerstag und werden bis zum Mittag des Karsamstags getrommelt. Der Beginn dieses Rituals wird als "rompida" bezeichnet. Für Besucher, die sich entschließen, die Stadt zu Ostern zu besuchen, stellt dieses Ereignis zweifellos ein überwältigendes Erlebnis dar.
Teruel ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der autonomen Region Aragonien im östlichen Zentrum von Spanien. Die Stadt hat 35.900 Einwohner und sie ist eines der wenigen städtischen Zentren in der insgesamt bevölkerungsschwachen Serranía Celtibérica.
Trencà de perols und das Schütten von Wasser aus dem Fenster

Die Tradition der "trencà de perols" in Valencia sieht vor, dass am Karsamstag um Mitternacht von den Familien Tontöpfe aus den Fenstern geworfen werden. Dieser Brauch wird mit der christlichen Auferstehungsgeschichte in Verbindung gebracht und symbolisiert die Reinigung von negativen Aspekten des Lebens und den Beginn eines neuen, positiven Abschnitts.

Während der Karwoche gibt es in Valencia noch einen weiteren kuriosen Brauch: Das Schütten von Wasser auf die Straße. Diese Tradition geht auf den Glauben zurück, dass die Pilger während der Karwoche kein Bad nehmen durften und sich so ein wenig erfrischen konnten.
Der Totentanz in Verges (Dansa de la Mort de Verges)

Dieser aus der Zeit des Schwarzen Todes (Pest) stammende Brauch, dessen Ursprünge auf das 14. Jahrhundert zurückgehen, findet heute lediglich in der Nacht zum Gründonnerstag in Verges, Girona statt. Die Tradition besteht aus einer Gruppe von als Skelette verkleideten Menschen, die zu den Klängen einer Pauke tanzen und dabei eine Fahne sowie Sensen tragen. Im Anschluss formieren sich die Skelette zu einer Prozession, während drei Kinder, ebenfalls verkleidet, einen Aschebehälter und eine Uhr ohne Zeiger tragen. Der Totentanz symbolisiert und erinnert auf eindrucksvolle Weise an die Vergänglichkeit des Lebens und die ständige Präsenz des Todes. Obwohl es sich um eine Botschaft, die auf den ersten Blick etwas düster erscheinen mag, handelt, ist das Spektakel doch sehenswert.
Blumensträuße und Palmen

Ganz wichtig zu Ostern ist die festliche Beschmückung der Straßen und Gebäude, wobei eine Vielzahl an Blumen und Dekorationselementen zum Einsatz kommt. Eine nicht mehr weit verbreitete, jedoch nach wie vor lebendige Tradition ist das Anbringen oder Aufstellen von Palmzweigen auf den Balkonen und an den Fenstern der Häuser. Sie symbolisieren den Sieg und den Schutz und stehen in direktem Zusammenhang mit der Ankunft Jesu.

Mehr als ein Dessert zu Ostern

Nach Abschluss der Fastenperiode folgt in Spanien traditionell eine Zeit des Feierns, die von einer großen Vielfalt an typischen Süßspeisen geprägt ist. Zu den zu Ostern verzehrten Spezialitäten zählen der katalanische Osterkuchen (Mona de Pascua), die Torrijas, die Rosquillas, die Toñasalicantinas, die Buñuelos und die Pestiños. In der Region Katalonien besteht die Tradition, dass Paten oder Großeltern ihren Patenkindern oder Enkeln am Ostermontag einen Kuchen schenken, der ein großes Schokoladenei oder eine Schokoladenfigur einer beliebten Figur zeigt. In einigen Fällen wird ein Wettbewerb veranstaltet, bei dem es darum geht, wer die größte und imposanteste Mona hat (oder auch die kostspieligste).
La Limonada Leonesa

Während der Osterwoche wird in den Bars der Stadt León ein Glas des traditionellen Getränks der Saison angeboten, das den Namen "La Limonada Leonesa" trägt. Obwohl der Name auf Zitronensaft schließen lässt, wird bei der Zubereitung Rotwein als Grundlage verwendet. Dieser typische Semana-Santa-Wein ähnelt Sangria und anderen Weincocktails insofern, als dass Wein mit Früchten kombiniert wird, jedoch werden bei der Limonada Leonesa die Früchte drei Tage lang ziehen gelassen, während es bei anderen Sorten nur wenige Stunden sind. Der Ursprung dieser Limonade ist nicht eindeutig belegt. Sicher ist, dass es im frühen Mittelalter verboten war, während der Karwoche und bis zum Ostersonntag alkoholische Getränke zu konsumieren. Dieses Verbot wurde irgendwann im Mittelalter aufgehoben, allerdings nur für den Konsum von Limonade.
Schlussworte
Die Osterbräuche und -traditionen in Spanien sind von Region zu Region sehr unterschiedlich, gemeinsam ist ihnen jedoch der ausgeprägte Gemeinschafts- und Familiengeist sowie die Freude am Feiern, das Genießen köstlicher Speisen und Getränke.
Unsere Empfehlung für Spanienreisende lautet: Egal, wo in Spanien die Semana Santa gefeiert wird - ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Hier finden Sie einige Reiseziele, an denen Sie die Osterzeit intensiv erleben können.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zum Beitrag oder zu Ihrer Expansion nach Spanien? Schreiben Sie uns an info@awantgarde.
Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Beitrag die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.
Foto: Dali Museum Figueras / juliacasado1
Foto: Menschen mit Trommeln / tradicionesyfiestas.com
Foto: Amphore aus Ton / Pixabay
Foto: Wasser und Wassertropfen / Pixabay
Foto: Tanzende Menschen im Skelettanzug / tradicionesyfiestas.com
Foto: Blumentöpfe an Wand / Pixabay
Foto: Balkon mit Palmenzweigen / murcia.com
Foto: Mona de pasqua / catalunya.com
Foto: Limonada Leonesa / supercash.es
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