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7 Bräuche und Traditionen rund um Ostern in Spanien

Aktualisiert: 11. März

Aus der Reihe UNTERSCHIEDE zwischen SPANIEN und DEUTSCHLAND


Neben den kulturellen und sprachlichen Unterschieden existieren selbstverständlich weitere Faktoren, die jedoch häufig in allgemeinen Kenntnissen untergehen. Wir möchten diese mit unseren Beiträgen gerne aufzeigen.


Der Originalbeitrag wurde teilweise aktualisiert.

Das Dali-Museum in der Ortschaft Figueres in Spanien präsentiert sich von einer Seite, die von großen weißen Eiern auf dem Mauersims geziert wird. Im Vordergrund stehen große Zirpenbäume und die Farben leuchten in starken Nuancen von Rot, Grün und ein wenig Gelb.
Dalí hat mit seinem Theater-Museum einen Ort geschaffen, der als Hommage an seine künstlerische Laufbahn konzipiert wurde. Das surrealistische Museum wurde am 28. September 1974 eröffnet und ermöglicht den Besuchern einen Einblick in Dalís ganz eigene Welt.

In Spanien gibt es eine Reihe von Traditionen und Bräuchen zu Ostern, die denen in Deutschland ähneln, wie z. B. das Verzieren der Eier mit Eierfarbe, die Prozessionen, der Osterhase und die Schokoladeneier. Es gibt jedoch einige Bräuche, die als kurios und speziell bezeichnet werden können. Da in Spanien ohnehin alles ein wenig farbenfroher und intensiver ist, werden die Feierlichkeiten zu Ostern auch besonders emotionsgeladen zelebriert.


Was auffällt, in ganz Spanien nimmt die Bevölkerung aktiv an den Veranstaltungen teil. Tagsüber und nachts verwandeln sich die Straßen in Orte, an denen die Musik der Trommeln, die farbenfrohe Blumenpracht und die Kunst der religiösen Figuren zu einem bewegenden Gesamtbild verschmelzen.


Die Semana Santa beginnt am Palm-Sonntag und endet am Oster-Montag.

Wobei nicht in allen Teilen Spaniens der Ostermontag ein offizieller Feiertag ist und in einigen Regionen wie Katalonien und Valencia wurde wiederum der Feiertag von Gründonnerstag auf den Ostermontag verlegt.


 

Nachstehend präsentieren wir eine Auswahl der Bräuche und Traditionen rund um Ostern.


  1. Die Prozessionen in der Karwoche

Eine Gruppe von Mitgliedern einer spanischen Bruderschaft versammelt sich auf offener Straße, um eine traditionelle Osterprozession durchzuführen. Ihre Kleidung besteht aus charakteristischen lilafarbenen Gewändern und schwarzen Umhängen mit Kapuze, die das ganze Gesicht abdeckt.
Rund drei Millionen Brüder gehören zu den 10.000 Bruderschaften in ganz Spanien. Sie ziehen in der Karwoche durch das ganze Land.

Die Prozessionen und religiösen Tänze zu Ostern finden in ganz Spanien statt, wobei sie in Andalusien besonders ausdrucksstark und populär sind. Eine der prominentesten Prozessionen ist die der Bruderschaft El Gran Poder, die in den frühen Morgenstunden des Karfreitags in Sevilla, der Hauptstadt von Andalusien, stattfindet und den ältesten paso (Podest) der Stadt repräsentiert.


Eine Gruppe von Männern, die weiße Kleidung und Kopfbedeckung tragen, trägt ein Podest, das bei einer traditionellen Osterprozession in Spanien verwendet wird.
Dem Historiker Esquivias Franco zufolge verbreitete sich um 1620 der Gebrauch von großen pasos mit einem Sockel auf der Plattform für die Jungfrau und Öffnungen für die Träger des paso. Trotz der Ähnlichkeit der Formen waren sie im 17. Jahrhundert jedoch deutlich kleiner als heute.

Die sogenannten pasos sind Podeste, auf denen sakrale Bilder und Figuren aufgestellt werden. Die Namen der pasos variieren je nach der dargestellten Figur:


  • Paso de palio: Wenn die Jungfrau getragen wird.

  • Paso del misterio: Wenn Jesus vor der Kreuzigung gezeigt wird.

  • Paso de Nazareno: Wenn Jesus das Kreuz tragend dargestellt wird.

  • Paso de Cristo: Wenn es Christus darstellt.


  1. Die Trommeln von Calanda

Eine Gruppe junger Menschen, die alle lilafarbene Kleidung tragen, hat sich versammelt, um das traditionelle Trommeln mit dem Namen "Calanda" in einer Region Spaniens darzubieten.

Während der Osterwoche wird in neun Ortschaften von Teruel im Rhythmus der Trommeln gefeiert. Die Trommeln von Calanda genießen landesweite Bekanntheit und beginnen am Gründonnerstag und werden bis zum Mittag des Karsamstags getrommelt. Der Beginn dieses Rituals wird als "rompida" bezeichnet. Für Besucher, die sich entschließen, die Stadt zu Ostern zu besuchen, stellt dieses Ereignis zweifellos ein überwältigendes Erlebnis dar.


Teruel ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der autonomen Region Aragonien im östlichen Zentrum von Spanien. Die Stadt hat 35.900 Einwohner und sie ist eines der wenigen städtischen Zentren in der insgesamt bevölkerungsschwachen Serranía Celtibérica.

  1. Trencà de perols und das Schütten von Wasser aus dem Fenster

Ein tonfarbender Tontopf, der symbolisch für einen traditionellen Osterbrauch in Spanien steht, welcher alljährlich in der Stadt Valencia stattfindet, liegt auf dem Boden.
Valencia ist eine Großstadt im östlichen Teil Spaniens. Die Hauptstadt der autonomen Valencianischen Gemeinschaft und der Provinz Valencia liegt rund 320 km südöstlich der Landeshauptstadt Madrid an der Mündung des Turia ins Mittelmeer. 

Die Tradition der "trencà de perols" in Valencia sieht vor, dass am Karsamstag um Mitternacht von den Familien Tontöpfe aus den Fenstern geworfen werden. Dieser Brauch wird mit der christlichen Auferstehungsgeschichte in Verbindung gebracht und symbolisiert die Reinigung von negativen Aspekten des Lebens und den Beginn eines neuen, positiven Abschnitts.


Auf dem Bild ist ein Schwall Wasser in schönem Blau zu sehen, der als Symbol für einen Brauch steht, der alljährlich zu Ostern in Valencia zelebriert wird.
Valencia ist mit 792.492 Einwohnern (Stand: 2022) nach Madrid und Barcelona die drittgrößte Stadt Spaniens. In der Provinz Valencia leben rund zweieinhalb Millionen Menschen.

Während der Karwoche gibt es in Valencia noch einen weiteren kuriosen Brauch: Das Schütten von Wasser auf die Straße. Diese Tradition geht auf den Glauben zurück, dass die Pilger während der Karwoche kein Bad nehmen durften und sich so ein wenig erfrischen konnten.


  1. Der Totentanz in Verges (Dansa de la Mort de Verges)

Es wird eine Gruppe von als Skelette verkleideten Menschen gezeigt, die zu den Klängen einer Pauke tanzen. Sie tragen Fahnen und Sensen. Diese Verkleidung gehört zu einem Brauch in Katalonien zu Ostern.
Girona [ʒiˈɾonə] (auf spanisch Gerona [xeˈɾona] ist eine spanische Stadt im Nordosten Kataloniens. Sie hat etwas über 102.000 Einwohner (Stand 2022) und ist Hauptstadt der Provinz Girona und der Comarca Gironès.

Dieser aus der Zeit des Schwarzen Todes (Pest) stammende Brauch, dessen Ursprünge auf das 14. Jahrhundert zurückgehen, findet heute lediglich in der Nacht zum Gründonnerstag in Verges, Girona statt. Die Tradition besteht aus einer Gruppe von als Skelette verkleideten Menschen, die zu den Klängen einer Pauke tanzen und dabei eine Fahne sowie Sensen tragen. Im Anschluss formieren sich die Skelette zu einer Prozession, während drei Kinder, ebenfalls verkleidet, einen Aschebehälter und eine Uhr ohne Zeiger tragen. Der Totentanz symbolisiert und erinnert auf eindrucksvolle Weise an die Vergänglichkeit des Lebens und die ständige Präsenz des Todes. Obwohl es sich um eine Botschaft, die auf den ersten Blick etwas düster erscheinen mag, handelt, ist das Spektakel doch sehenswert.


  1. Blumensträuße und Palmen

Es ist ein Fragment einer weißen Mauer erkennbar, das mit mehreren dekorativen Blumentöpfen verziert ist. In den Blumentöpfen befinden sich rote und fuchsrote Blumen.
Der Palmzweig steht symbolisch für die Hoffnung auf ein Ende aller Leiden und Trauer. Für Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben und in schweren Stunden um ihn trauern, kann die verheißene Auferstehung eine tröstliche Botschaft sein.

Ganz wichtig zu Ostern ist die festliche Beschmückung der Straßen und Gebäude, wobei eine Vielzahl an Blumen und Dekorationselementen zum Einsatz kommt. Eine nicht mehr weit verbreitete, jedoch nach wie vor lebendige Tradition ist das Anbringen oder Aufstellen von Palmzweigen auf den Balkonen und an den Fenstern der Häuser. Sie symbolisieren den Sieg und den Schutz und stehen in direktem Zusammenhang mit der Ankunft Jesu.


Der Balkon zeichnet sich durch seine halbrunde Form und die geschwungenen, aus weißgelbem Beton gefertigten Säulen aus, an denen Palmenzweige befestigt wurden. Diese Szenerie ist typisch für die Osterzeit in Spanien.
Bereits in der Antike wurde von Herrschern ihren Soldaten nach einer gewonnenen Schlacht Palmzweige überreicht. Auch Athleten wurden mit solchen Zweigen ausgezeichnet. Im Orient wurden Palmen als heilige Bäume verehrt, im Judentum galten sie als Sinnbild der Königsherrschaft. Die Christen sahen in ihnen später ein Symbol für den Triumph über Sünde und Tod.
  1. Mehr als ein Dessert zu Ostern

Eine Vielzahl von spanischen Osterkuchen, auch "Monas de Pascua" genannt, ist in Form eines Schokoladeneies gestaltet und wird mit farbenfrohen Ornamenten und Figuren verziert. Diese süßen Backwaren sind ein typisches Symbol des Osterfestes in Katalonien.
Bei der Zubereitung der Monas de Pascua (Osteraffen) ist neben der Originalität auch die Art der verwendeten Schokolade von entscheidender Bedeutung. Dabei kann zwischen weißer, Vollmilch- und dunkler Schokolade gewählt werden. Der Preis kann schon einaml bis zu 180 Euro betragen

Nach Abschluss der Fastenperiode folgt in Spanien traditionell eine Zeit des Feierns, die von einer großen Vielfalt an typischen Süßspeisen geprägt ist. Zu den zu Ostern verzehrten Spezialitäten zählen der katalanische Osterkuchen (Mona de Pascua), die Torrijas, die Rosquillas, die Toñasalicantinas, die Buñuelos und die Pestiños. In der Region Katalonien besteht die Tradition, dass Paten oder Großeltern ihren Patenkindern oder Enkeln am Ostermontag einen Kuchen schenken, der ein großes Schokoladenei oder eine Schokoladenfigur einer beliebten Figur zeigt. In einigen Fällen wird ein Wettbewerb veranstaltet, bei dem es darum geht, wer die größte und imposanteste Mona hat (oder auch die kostspieligste).


  1. La Limonada Leonesa

Es handelt sich um zwei bauchige Gläser, die mit der bekannten Limonade aus León in Spanien gefüllt sind. Das Rezept besteht aus Früchten und Rotwein, wobei es von Bar zu Bar variieren kann. Getrunken wird die Limonade zu Ostern.
Die Stadt León (leonesisch: Llión) liegt in der Autonomen Gemeinschaft Kastilien und León. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz León und war die Hauptstadt des Königreiches León, eines wichtigen Vorläufers des spanischen Staates.

Während der Osterwoche wird in den Bars der Stadt León ein Glas des traditionellen Getränks der Saison angeboten, das den Namen "La Limonada Leonesa" trägt. Obwohl der Name auf Zitronensaft schließen lässt, wird bei der Zubereitung Rotwein als Grundlage verwendet. Dieser typische Semana-Santa-Wein ähnelt Sangria und anderen Weincocktails insofern, als dass Wein mit Früchten kombiniert wird, jedoch werden bei der Limonada Leonesa die Früchte drei Tage lang ziehen gelassen, während es bei anderen Sorten nur wenige Stunden sind. Der Ursprung dieser Limonade ist nicht eindeutig belegt. Sicher ist, dass es im frühen Mittelalter verboten war, während der Karwoche und bis zum Ostersonntag alkoholische Getränke zu konsumieren. Dieses Verbot wurde irgendwann im Mittelalter aufgehoben, allerdings nur für den Konsum von Limonade.


Schlussworte

Die Osterbräuche und -traditionen in Spanien sind von Region zu Region sehr unterschiedlich, gemeinsam ist ihnen jedoch der ausgeprägte Gemeinschafts- und Familiengeist sowie die Freude am Feiern, das Genießen köstlicher Speisen und Getränke.


Unsere Empfehlung für Spanienreisende lautet: Egal, wo in Spanien die Semana Santa gefeiert wird - ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Hier finden Sie einige Reiseziele, an denen Sie die Osterzeit intensiv erleben können.


Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zum Beitrag oder zu Ihrer Expansion nach Spanien? Schreiben Sie uns an info@awantgarde.

Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Beitrag die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.


Foto: Dali Museum Figueras / juliacasado1

Foto: Menschen mit Trommeln / tradicionesyfiestas.com  

Foto: Amphore aus Ton / Pixabay

Foto: Wasser und Wassertropfen / Pixabay

Foto: Tanzende Menschen im Skelettanzug / tradicionesyfiestas.com  

Foto: Blumentöpfe an Wand / Pixabay

Foto: Balkon mit Palmenzweigen / murcia.com 

Foto: Mona de pasqua / catalunya.com

Foto: Limonada Leonesa / supercash.es


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